Wollte man früher eine etwas komplexe Berechnung durchführen und diese noch mit unterschiedlichen Parametersätzen durchspielen musste man in die IT-Abteilung gehen und sich ein Programm dafür schreiben lassen. Dazu musste man erst mal erklären was man berechnen wollte, dann den Algorithmus für die Berechnung genau spezifizieren und schließlich festlegen mit welchen Parametersätzen man die Berechnung durchspielen wollte. Da wurden Flussdiagramme gemalt und Anforderungen beschrieben bis jemand in der Softwareentwicklung es verstanden hatte und natürlich musste man sich auch die Frage gefallen lassen, ob man das so dringend braucht oder ob es nicht noch Zeit hätte oder ob man das Problem nicht mit dem Taschenrechner bearbeiten könnte…
Hatte man sich durchgesetzt und es wurde programmiert, dann kam irgendwann das Programm und man musste feststellen, das es eigentlich nicht das macht, was man berechnen wollte. Man ging also wieder in die IT-Abteilung und bat um Nachbesserung und konnte sich dort anhören, dass man sich ja gleich hätte präziser ausdrücken können.
Da kam plötzlich EXCEL auf den Markt und nun konnte man das alles selber machen, ohne die IT- Abteilung zu bemühen, konnte man seine Programme schreiben, seine Parametersätze durchtesten und solange selber nachjustieren bis die Berechnungen reibungslos liefen.
Dies war vor 25 Jahren eine Revolution und sie hat gezeigt, das es geht, dass man auch komplizierte Algorithmen einfach programmieren kann, in Tabellen mit Zeilen und Spalten, dass es jeder kann, auch der, der keine Programmierausbildung und kein Informatikstudium hat. Ein gigantischer Erfolg!
Warum kommt so eine Innovation nicht aus Deutschland?
Weil wir für Innovation in Deutschland keine Infrastruktur haben. Wir reden zwar viel von Innovationen, meinen aber eher nur das Erfinden neuer Ideen, aber das erfolgreiche Umsetzen der Ideen in gefragte Produkte und neue Unternehmen, die neue Arbeitsplätze schaffen, das gelingt eben nicht. Wie sollte das auch gehen, wenn es da ständig am allernötigsten fehlt, nämlich am Geld und an Programmen, die dafür sorgen, dass aus guten Ideen wirklich gute Innovationen werden.
Die IT muss mit neuen Lösungen kommen. Die Veränderungsgeschwindigkeit im Business hat heute einen Wert erreicht, der manche schwindlig macht. Besonders dann, wenn man an die dazu nötigen Veränderungen in den Geschäftsprozessen und in den unterstützenden IT-Systemen denkt. Man kommt aus dem Spezifikationsschreiben und Change Request formulieren gar nicht mehr raus. Man hat die Anforderungen noch nicht richtig zu Ende formuliert, da wird man schon von weiteren Veränderungen überholt. Hat man es endlich geschafft und die Spezifikation für eine notwendige IT-Veränderung fertiggestellt und die Softwareentwicklung startet, dann kommen in dieser Phase der Implementierung weitere Anforderungen dazu. Nun heißt es warten bis die Software fertig ist und dann können weitere Änderungen einfließen. Das heißt, wenn die Software fertig entwickelt ist, entspricht sie nicht mehr den geänderten aktuellen Anforderungen und das endlose Spiel beginnt von vorne.
So werden tausende von Programmierern immer wieder mit den Veränderungen im Business beschäftigt, die Kosten steigen, die Wartezeiten auf entsprechende Lösungen werden länger und länger, bis – ja bis jemand die nächste Revolution einleitet – das Programmieren für jedermann. Dazu haben wir sicher viele Ideen in Deutschland.
Hat eine Idee aus Deutschland denn eine Chance? Kann hier bei uns aus einer guten Idee eine erfolgreiche Innovation werden?
Leider stehen die Chancen dafür bei uns schlecht!
Schläft IT-Deutschland? Das muss sich ändern! Kann 2011 das „Schaltjahr“ für Innovation in Deutschland werden?
von Herbert Kindermann, CEO Metasonic AG